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Die Indianer und wir, die Wilden!

In Brasilien hat die Übervorteilung von Indianern eine lange Tradition. Als die ersten Portugiesen nach Brasilien kamen, belief sich die Indianerbevölkerung aufgrund von Schätzungen auf etwa fünf Millionen Menschen. Doch das Sklaventum, die Krankheiten (Grippe, Pocken), gegen welche die Indianer keine Antikörper besaßen, sowie auch die systematische Ausrottung der Indianerstämme, die sich gegen die europäische Herrschaft sträubten, haben diese Bevölkerung stark reduziert. Während der gesamten Kolonial- und hauptsächlich der Kaiserzeit ist gegen die eingeborene Bevölkerung, – immer mit dem Ziel, sich ihrer Ländereien zu bemächtigen -, schwer gesündigt worden.

Viele der heutzutage vorhandenen Großgrundbesitztümer, die der Ursprung großer Vermögen gewesen sind, wurden mit dem Blut und dem Leben von Tausenden von Indianern erkauft. Die Erinnerung an diese Greueltaten ist inzwischen schon in Vergessenheit geraten und ruht zusammen mit den Opfern unter der Erde. Die Geschichte wurde somit für und von den Siegern geschrieben. Es ist wahr, daß diese Art und Weise, die Indianervölker zu behandeln nicht nur auf die brasilianische Gesellschaft zutrifft; denn auch in Kanada und Argentinien wurden diese Völker ausgerottet, um damit Platz für  den weißhäutige Landwirt, Viehzüchter, Goldgräber und Kolonisten zu schaffen.

In den 60er und 70er Jahren haben die Ausdehnung der landwirtschaftlichen Grenzen, der Bergbau und der Fernstraßenbau dazu beigetragen, die in den Urwäldern lebende Bevölkerung weiter zu reduzieren, die dann zu Anfang der 80er Jahre nur noch aus 280.000 Indianern bestand. Mit der verhältnismäßig erst kürzlich eingeführten Indianerschutzpolitik, sowie auch der Schaffung von Reservaten im ganzen Land – doch hauptsächlich im Norden Brasiliens -, hat die Anzahl der Geburten wieder zugenommen, so daß sich die Indianerbevölkerung langsam erholt und zum gegenwärtigen Zeitpunkt etwa 370.000 Menschen zählt.

Doch ist das Leben der Indianer alles andere als leicht zu nennen. In ihren Reservaten begrenzt, sind sie fortdauernd das Ziel von Neugierigen, Missionaren und aller Art von Eindringlingen, die aus diesen Völkern irgend einen Nutzen ziehen wollen. Die innerhalb ihrer Reservate befindlichen Regenwälder werden auch weiterhin von Holzhändlern ausgebeutet, die Böden von Goldsuchern verwüstet und viele Gebiete immer noch von Landgütern einkassiert. Außerhalb der Reservate befindliche Wasserquellen werden durch die im Übermaß auf naheliegenden Pflanzungen eingesetzten Pflanzenschutzmittel verseucht. Der Fischfang fällt immer geringer aus, und zwar durch das von den Rodungen verursachte Versanden sowie dem von der Erosion bewirkten niedrigeren Wasserpegel der Flüsse. Und eine große Anzahl von Fischarten ist, zusammen mit den Wasserökosystemen, durch die vom Regenwasser aus angrenzenden Pflanzungen in die Flüsse geschwemmten Pflanzenschutzmittel, am Aussterben.

Mit knappen Budgets versuchen die Fundação Nacional do Índio – FUNAI, sowie Nichtregierungsorganisationen wie der Conselho Indigenista Missionário – CIMI und das Instituto Socioambiental u.a., die Indianer in ihrem Kampf ums Überleben zu unterstützen und sie anzuleiten. Trotzdem leiden viele Stämme unter einem zu kleinen Lebensraum (das ihnen zur Verfügung gestellte Land ist zum Anpflanzen, Jagen und Fischen nicht ausreichend); sie verfügen nicht über eine regelmäßige, hauptsächlich für ihre Kinder nötige ärztliche Betreuung; und sind dabei, ihre Kultur zu verlieren, so daß es unter den Jugendlichen durch das Fehlen der von ihren Ahnen vererbten Werte schon mehrmals zu Selbstmorden gekommen ist.

Und während Indianerkulturen, die im Laufe von Tausenden von Jahren entstanden, jetzt aber endgültig am Aussterben sind, sorgen wir uns eher um die nächste Erhöhung der Banzinzen. Und halten uns trotzdem noch für zivilisierte Menschen!

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Escrito por Ricardo Rose

Ricardo Ernesto Rose, jornalista, graduado em filosofia e pós-graduado em gestão ambiental e sociologia. Desde 1992 atua nos setores de meio ambiente e energia na área de marketing de tecnologias.

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